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#3: Persönlicher Erfolg und Bedürfnisse

Aktualisiert: 26. Apr. 2024

Inhalte:


1. Warum sind Bedürfnisse (und persönlicher Erfolg) wichtig?

Anfang der 90er Jahre war Edgar am vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere. Er hatte die französische Meisterschaft, die Europa- und Weltmeisterschaft gewonnen und war auch Olympiasieger im Buckelpistenfahren geworden.


Nur ein Jahr nach diesen großen Erfolgen lag er verletzt und enttäuscht im Krankenhaus und wusste nicht, ob er nochmal auf die Piste zurückkehren würde.


Bereits mit fünf Jahren hatte sich in ihm die Ambition geformt, weltbester Skifahrer werden zu wollen. Das war sein Antrieb und hatte ihn dazu motiviert, über zwei Jahrzehnte hart zu arbeiten, um schließlich den Sprung in den Ski-Olymp zu schaffen. Der Ski-Thron, den er sich hart erkämpft hatte, war allerdings nur von kurzer Dauer und wurde gegen ein Bett im Krankenhaus eingetauscht. Dort saß Edgar nun und kämpfte mit Enttäuschung, Zweifel und mit einer Frage, die vorerst niemand beantworten konnte: „Ist der Traum, für den ich so viel gegeben habe, jetzt ausgeträumt?“


„Es war kein Zufall, dass ich mich verletzte. Die Misere begann an dem Tag, als ich meinen Kindheitstraum realisierte und alle Titel in der Tasche hatte“, dachte Edgar niedergeschlagen. Mit einem Schlag war er zu einem großen Champion geworden mit Geld, Einfluss und Anerkennung. Das war für ihn der Anfang vom Ende. Nachdem er alles erreicht hatte, hatte er zwar weitertrainiert, aber nicht mit derselben Motivation, nicht mit demselben Einsatz. Edgar versuchte, die geringere Leistung bei Wettbewerben mit mehr Risiko zu kompensieren, was ihn schließlich dorthin brachte, wo er jetzt war.


Ruhig im Bett liegend, mit Blick zur Decke, aber mit vielen Bildern im Kopf, lies er seine Karriere Revue passieren. Schon in jungen Jahren hatte er an unzähligen Wettbewerben teilgenommen und so die Welt mehrmals umrundet. „Dabei habe ich vielleicht mehr gelernt als in der Schule“, stellte er grinsend fest. Auch wenn es nicht immer einfach gewesen war, war es das Skifahren gewesen, das ihm half, die für ihn wichtigen Bedürfnisse zu befriedigen. Es war spannend, aus seinen Rückschlägen zu lernen und so immer wieder eine ‚bessere Version von sich selbst zu werden‘.


Diesen Gedanken nachhängend, dämmerte Edgar allmählich, dass es für ihn drei Möglichkeiten gab, auf den aktuellen Rückschlag zu antworten: „Ich könnte mir eine längere Auszeit nehmen, komplett aufhören, oder schauen, dass ich bald wieder auf der Piste stehe.“


Tatsächlich hatte Edgar Grospiron das Skifahren viel zu viel Spaß gemacht, um wegen dieser Verletzung aufzuhören. Letztlich gelang es ihm, seine Motivation in diesem so zentralen Moment seiner Karriere wiederzuentdecken.


Nach seiner Rückkehr sollte er seine Disziplin noch über mehrere Jahre dominieren, was ihn für längere Zeit zum erfolgreichsten Buckelpistenfahrer machen sollte. Nach seiner aktiven Karriere als Sportler war er zum Performance- und Motivationstrainer geworden.


 

Die Geschichte von Edgar Grospiron zeigt, wie Bedürfnisse und Zufriedenheit zusammenhängen. Edgar bemerkt, dass er über das Skifahren für ihn wichtige Bedürfnisse befriedigen kann und hat sich deswegen für’s Weitermachen entschieden. Es ging darum, was ihm das Skifahren Tag für Tag gab. Um unsere Zufriedenheit (persönlicher Erfolg) zu steigern, sollten wir uns auf die für uns wichtigen Bedürfnisse konzentrieren. Welche das sind, sehen wir uns im Folgenden an.


2. Bedürfnisse & Zufriedenheit allgemein

In der Regel ist es die Befriedigung unserer Bedürfnisse, die uns zufriedener macht. Ein Bedürfnis ist ein gefühlter Mangel. Das Gefühl, dass uns etwas fehlt. Und meist zielt, was wir tun, darauf ab, den Mangel zu beseitigen. Je größer oder wichtiger das Bedürfnis (der wahrgenommene Mangel), umso größer ist oft auch unsere Motivation (=Energie), etwas dagegen zu unternehmen.

Manchmal ist es glasklar, welches Verhalten zur Beseitigung eines Mangels und somit zu mehr Zufriedenheit führt. Manchmal nicht. Ein Blick auf die Maslow Pyramide hilft, das zu veranschaulichen.

Maslow Pyramide mit wichtigen menschlichen Bedürfnissen
Maslow Bedürfnis-Pyramide

3. Grundbedürfnisse - die (relativ) leichte Befriedigung

Körperliche Bedürfnisse wie Hunger oder Durst scheinen zumindest für die Mehrheit der Menschen in wirtschaftlich entwickelteren Ländern kein größeres Problem sein. In der EU haben beispielsweise die meisten Leute ausreichend Nahrung zur Verfügung und leben (zumindest meistens) mit einem Gefühl der Sicherheit. Natürlich gibt es noch andere körperliche Bedürfnisse als Hunger oder Durst, aber normalerweise scheinen die beiden unteren Ebenen der Maslow Pyramide im Normalfall ganz gut abzudecken zu sein.


Die Maslow Pyramide funktioniert wie eine Treppe. Sind die Bedürfnisse einer Ebene erfüllt, steigt man in die nächsthöhere Ebene auf. Werden beispielsweise körperliche Bedürfnisse wie Hunger oder Durst befriedigt, ist es das Bedürfnis nach Sicherheit, das in den Vordergrund tritt, alles andere wird vorübergehend als weniger wichtig wahrgenommen. Danach soziale Bedürfnisse, danach das Bedürfnis auf Wertschätzung, und schließlich das Bedürfnis auf Selbstverwirklichung. Unsere Motivation ist es stets, das vorherrschende Bedürfnis zu befriedigen oder einen wahrgenommenen Mangel zu beseitigen.


Mehrfachmotivation

Es gibt aber auch Dinge wie beispielsweise Sex, die mehrfachmotiviert sind. Mehrfachmotiviert bedeutet, dass eine Sache gleichzeitig mehrere Bedürfnisse ganz oder teilweise befriedigen kann. Sex ist nicht nur verbunden mit dem Bedürfnis auf soziale Verbundenheit (=Liebe), sondern auch mit anderen. Je mehr Bedürfnisse durch eine Sache oder Verhaltensweise befriedigt werden können, umso motivierter sind wir vielleicht auch, diese Sache zu bekommen oder uns in einer gewissen Art und Weise zu verhalten.

Auch Geld könnte ein weiteres Beispiel für Mehrfachmotivation sein. Natürlich gibt es individuell Unterschiede, aber in der Regel wirkt es sehr stark anziehend auf uns. Der Grund dafür dürfte sein, dass es viele Dinge erleichtern und helfen kann, mehrere wichtige Bedürfnisse gleichzeitig zu befriedigen.


ALLERDINGS können wir uns damit nicht unsere längerfristige Zufriedenheit erkaufen. Wenn es um längerfristige Zufriedenheit und Wohlbefinden geht, sind vor allem die höheren Bedürfnisse wichtig, die nicht direkt mit Geld abgedeckt werden können.

4. Höhere Bedürfnisse - die Herausforderung

Es sind die höheren Bedürfnisse, deren Befriedigung oft eine Herausforderung ist. Das Problem ist, dass immer weniger klar ist, welches Verhalten (auch wenn es hochmotiviert ist) zur Befriedigung von Bedürfnissen der höheren Ebenen und somit zu mehr Zufriedenheit führt.


Die oberen drei Ebenen der Maslow-Pyramide ähneln den drei grundlegenden psychologischen Bedürfnissen sehr stark.


Vergleich: Maslow Pyramide und die psychologische Bedürfnisse
Maslow Pyramide und die psychologische Bedürfnisse

Und genau sie sind es, die für uns HÖCHSTE PRIORITÄT haben sollten; denn schaffen wir es so wie Edgar Grospiron, unsere psychologischen Bedürfnisse zu befriedigen, kann das…


  1. die Zufriedenheit und unser Wohlbefinden steigern

  2. zu mehr Motivation (=Energie) und Leistungsfähigkeit und

  3. zu einer besseren Stimmung im Allgemeinen führen.


Die drei psychologischen Bedürfnisse könnte man als die Räder des Wagens der Zufriedenheit sehen. Ohne sie, kommt man nicht weit.

Ein guter Grund also, sie sich in meinen nächsten Blog-Beiträgen genauer anzusehen.


Bis bald,

Matthias



 

5. Quellen:


Deci, E. L., & Ryan, R. M. 1995. “Human autonomy: The basis for true self-esteem.“ In M. H. Kernis (Ed.), Efficacy, agency, and self-esteem, 31–49. Plenum Press.


Laigneau Pauline, Gastgeberin, „#131 - Edgar Grospiron - Triple champion de monde de ski acrobatique - Cultiver sa motivation“, https://podcasts.apple.com/at/podcast/le-podcast-de-pauline-laigneau/id1350242252?i=1000506448239.


Maslow, A. H. 1943. “A theory of human motivation.“ Psychological Review, 50(4), 370–396. https://doi.org/10.1037/h0054346.


 
 
 

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